Wie ungewohnt es für die Kinder ist, Geschenke zu bekommen, tatsächlich mal etwas Eigenes zu besitzen, das erlebte sie im Waisenhaus Klaipėda. „Dabei verhalten sich die Kinder überhaupt nicht egoistisch“, hat Klingenberg beobachtet, „im Gegenteil: sie achten darauf, dass keiner zu kurz kommt, helfen sich gegenseitig.“ Besonders fasziniert hat sie der kleine Junge, der offenbar zum ersten Mal in seinem Leben eine Tafel Schokolade in Händen hielt. „Er konnte gar nicht glauben, dass die ihm nun ganz alleine gehört.“
Neben den Jüngsten freuten sich auch ältere Herrschaften über das, womit die Litauenhilfe ihnen das Leben ein klein wenig schöner machen möchte. So landete eines der mitgebrachten Fahrräder bei einer 80-jährigen Dame – es war das erste Fahrrad ihres Lebens. Im Altenheim kamen Inkontinenzprodukte und Babynahrung prima an. Und im Gemeindehaus in Zelsva leisteten die Gefrierschränke vom ersten Tag an tolle Dienste.
Ebenso die alte Stereoanlage aus dem Hause Klingenberg. „So schön zu sehen, dass diese Dinge da wieder so viel Freude machen“, sagt Eva Klingenberg. Eventuell ist das auch eines der nächsten Projekte, die die Litauenhilfe anpacken möchte: eine Heizung fürs Gemeindehaus zu spendieren.
„An allen Ecken und Enden ist zu erleben, wie unsere Hilfe Früchte trägt“, freut sich Klingenberg. So trugen die Sonderschulkinder bei ihrer Weihnachtsfeier Kleider – genäht aus Stoffspenden aus Schrobenhausen, in jenem Nähraum, den die Litauenhilfe einst finanziert hatte. Hilfe, für die die Menschen enorm dankbar sind. Ausgedrückt auf vielerlei Art. Das junge Mädchen so stark behindert, dass es mit dem Inhalt der Tüte womöglich gar nichts anfangen kann – „dennoch war deutlich erkennbar, wie sie sich über die Geste dieser Tüte gefreut hat“, erzählt Klingenberg.
Dankbar war auch der Direktor eines Hotels, in dem das Litauenhilfe-Team übernachtete. Ein Hühnchen hatte er dennoch mit Klingenberg zu rupfen, immerhin hatte die ihn in enorme Erklärungsnot gebracht: weshalb der Nikolaus in einem Krankentransport – dem Rotkreuz-LKW, mit dem das Litauenhilfe-Team unterwegs ist – anrückt, wollte der kleine Sohn des Hoteldirektors wissen. und warum er nicht, wie in Papas Erzählungen aus Finnland, sondern vielmehr aus Deutschland komme.
Neben den vielen zu Herzen gehenden Begegnungen, mit dazwischen auch mal lustigen Momenten, gab es jene, die Eva Klingenberg besonders berührten. Momente, in denen ihr Vater Manfred Schwaak, der Gründer der Litauenhilfe, wieder ganz nah war. Als im Gemeindehaus zwei Musiklehrer – übrigens ausgestattet mit einer Gitarre aus Hohenried – für die Gäste Stille Nacht sangen. „Zuerst auf Litauisch und dann auf Deutsch“, erzählt Eva Klingenberg. „Es war das absolute Lieblingslied meines Papas.“
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