Mit einem Lkw voller Spenden hatten sich Vertreter der Kinderhilfe Litauen e.V. schon Ende Oktober auf den Weg in das baltische Land gemacht. Mit dabei waren natürlich die mehr als 1000 Weihnachtstüten, die Kindergarten- und Schulkinder aus dem Schrobenhausener Land befüllt hatten. Kurz vor Weihnachten wurden die Tüten in Kaunas, Klaipeda, Naujiena und Zelsva an die Kinder übergeben – was natürlich für große Freude sorgte. Außerdem gab es heuer ein besonderes Dankeschön für die bayerischen Spender.
Es war ganz anders als sonst, aber nicht weniger schön“, erzählt Eva Klingenberg, die Vorsitzende der Kinderhilfe Litauen e.V., als sie Anfang November mit ihren sechs Mitfahrern von der Tour in das baltische Land nach Schrobenhausen zurückgekehrt war. Ungewohnt entspannt war die Fahrt, denn um möglichen Lockdowns oder Grenzschließungen im Zusammenhang mit Corona zuvorzukommen, hatte der Verein den Weihnachtstransport von Dezember auf Ende Oktober vorverlegt.
So wurden Klingenberg und ihre Mitfahrer unterwegs von ganz neuen Impressionen begleitet: „Es war warm und trocken und wir sind durch wunderbare Herbstwälder gefahren“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Eine Nacht in Zelsva, eine Nacht in Kaunas und eine Nacht in Klaipeda – das war der Reiseplan. Da aufgrund des frühen Reisezeitpunktes die Übergaben der Spenden und Weihnachtstüten nicht wie in den vergangenen Jahren direkt erfolgen sollte, konnte das Team einige Abgabepunkte bündeln. Die Verteilung bei den einzelnen Empfangsstellen übernahmen die Unterstützer vor Ort. „Die Kinder bekamen bei unserer Ankunft zum Teil Kuscheltiere oder ein kleines Spielzeug“, erzählt Klingenberg, „die Weihnachtstüten blieben aber unangetastet, denn die sollten ja erst kurz vor dem Fest verteilt werden.“
Gastfreundschaft der Menschen berührt
Mitfahrer Willibald Stegmayr, der heuer zum ersten Mal dabei war, sei schon am ersten Treffpunkt in Zelsva sprachlos gewesen, sagt Klingenberg: „Da war ein kleines Mädchen, dem hab ich ein Radl in die Hand gedrückt. Ihre Augen haben so geleuchtet und sie war so dankbar, hat er mir auf der Weiterfahrt erzählt.“ Es sei eine richtige Erlebnisreise gewesen, denn die Kinder und die außerordentliche Gastfreundschaft der Menschen in Litauen waren sehr berührend. Auch Eva Klingenberg geht das so, über die Jahre wachsen ihr manche Kinder ans Herz und neue Kontakte kommen dazu, wie etwa heuer mit der kleinen Migle, die so ein neugieriges und aufgeschlossenes Mädchen ist: „Nach ihr werde ich nächstes Jahr bestimmt wieder fragen“, ist Klingenberg sicher. In der Sonderschule oder dem Kindergarten in Kaunas sind vor allem Kinder untergebracht, die im Gegenteil zu der kleinen Migle schwerstbehindert sind. Klingenberg weiß, dass es nicht einfach ist, wenn man das erste Mal in die Einrichtungen kommt: „Nicht jeder hält das aus“, hat sie Verständnis. Auch für sie ist es eine emotionale Herausforderung, „aber ich habe mich einfach darauf konzentriert, wie viel Gutes dort passiert ist und wie gut das für die Eltern ist.“ Der Kindergarten in Kaunas ist noch ganz neu und derzeit der einzige in Litauen, der schwerstbehinderte Kinder aufnimmt.
Der Kindergarten Radastele in Klaipeda ist dagegen der älteste in Litauen: Er wurde bereits 1955 gegründet. Die Leiterin Diana Varkaliene freute sich besonders über „den Riesenhaufen an Lernrädern und Bobbycars – das könnte sie sich nie leisten für die vielen Kinder“, weiß Klingenberg, denn ein Laufrad kostet aktuell ungefähr 150 Euro und dort gehen 200 Kinder in den Kindergarten. „Als die Kinder abgeholt wurden, waren wir gerade mit dem Ausladen fertig und sie haben sich alle auf die Räder gestürzt“, erzählt Klingenberg. Und weil die litauische Leiterin einerseits so glücklich ist, dass sich in Schrobenhausen so viele an der Aktion beteiligen und sie andererseits möchte, dass auch die litauischen Kinder ihre Freude und Dankbarkeit ausdrücken, hat sie heuer Geschenke mit dem Lkw zurück nach Deutschland geschickt: Mit den litauischen Kindergartenkindern hat sie 15 Bilder gemalt – eines für jede Schule und jeden Kindergarten, die sich im Schrobenhausener Land beteiligt haben. „Alles in Papier in litauischen Farben verpackt“, ist Eva Klingenberg ganz gerührt, „und dazu hatte sie noch Fotos gegeben, wie die Kinder die Bilder gemalt haben – daraus habe ich eine Collage gemacht.“ So hat Klingenberg nun alle bayerischen Einrichtungen, die sich an der Weihnachtstüten-Aktion beteiligt hatten, zum zweiten Mal besucht: „Ich habe das in den letzten Wochen an alle Stationen ausgefahren und die Mädchen und Jungen haben sich so gefreut, dass sie auch ein Geschenk bekommen.“
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