Geöffnete Herzen für Litauen
592 Weihnachtskarten aus dem Schrobenhausener Land sind auf dem Weg ins Baltikum
Von Heidrun Budke, Schrobenhausener Zeitung, 22.12.2022
„Gerade in der aktuellen Situation hat es mich so geschmerzt, dass wir wieder keinen Weihnachtstransport hinkriegen“, bedauert Eva Klingenberg sehr, „aber ich bin so dankbar, dass es jetzt wieder in dieser Form klappt.“
„Es kamen 592 Karten von insgesamt zwölf Stationen zusammen“, hat sie am Ende ihrer Sammelfahrt gezählt. Die Grundschule Schiltberg, der Schulverband Berg im Gau, Brunnen und Langenmosen, die Grundschule Hohenwart, die Maria – Ward – Realschule in Schrobenhausen sowie fünf Kindergärten – Sankt Wolfoldus in Hohenwart, Taka – Tuka – Land und der AWO – Kindergarten in Schrobenhausen, der Kindergarten Lummerland in Mühlried und der Kindergarten Sonnenschein in Hohenried – machten mit. Außerdem war heuer der Kinderhort Leuchtturm in Schrobenhausen erstmals dabei.
Nach dem Bericht in der Schrobenhausener Zeitung über die Jahreshauptversammlung im Sommer hatte Wilfried Seemann Kontakt mit dem Verein aufgenommen. Ursprünglich stammt er aus Hamburg, lebt seit zwei Jahren in Schrobenhausen und hat früher beruflich einige Jahre in Litauen verbracht. „Er ist unser neuestes Mitglied“, sagt Klingenberg und er hat sie zu einigen Stationen beim Abholen der Karten begleitet. „Das war eine Bereicherung, denn er konnte die Fragen der Kinder über Litauen quasi aus erster Hand beantworten“, freut sich Klingenberg.
In der Grundschule in Schiltberg zum Beispiel wollten die Schüler wissen, wie es den Kindern in Litauen gehe. Rektorin Anna Ruf bedankte sich mit herzlichen Worten bei den Grundschülern für Ihr Interesse und die Begeisterung beim Basteln .
„Es ist so schön, dass Ihr eure Herzen geöffnet habt für Kinder, denen es nicht so gut geht. Es wäre toll, wenn ihr euer Herz auch weiterhin diesen Spalt offen lasst.“
Nachdem Eva Klingenberg die Karten eingesammelt hatte, schaute sie sich die Ergebnisse zu Hause mit ihrer Familie an. Die liebevollen Bastelarbeiten der Kindergartenkinder und die Sprüche, die die Schulkinder auf die Karten geschrieben hatten, haben sie „so berührt und es hat mich so erfüllt“, freut sie sich. Dann verpackte sie alles in große Kartons, die inzwischen mit der Spedition, die auch 2020 den Transport übernommen hatte, unterwegs nach Litauen sind.
Dort werden die Weihnachtskarten an die Kinder in der Dorfschule Zelsva , der Sonderschule in Kaunas , im Kindergarten Radastele in Klaipeda – der sich durch den Zusammenschluss mit einem weiteren Kindergarten sehr vergrößert hat – und im Waisenhaus in Klaipeda übergeben. Eva Klingenberg freut sich schon jetzt auf die Rückmeldungen und Fotos, die sie sicher nach den dortigen Weihnachtsfeiern bekommen wird. Noch vor Weihnachten wollen die Mitglieder der Kinderhilfe Litauen außerdem ein Video fertigstellen: einige Sequenzen wurden in den Kindergärten und Schulen bereits gedreht. Eva Klingenberg erzählt: „Das schneiden wir zusammen und schicken es als Friedens-Grußbotschaft nach Litauen – dann sehen die Kinder dort , dass wir an sie denken und sie nicht vergessen haben.“
Von Büchern und 3D-Karten
Eva Klingenberg und ihre Mitstreiter haben viele berührende Momente erlebt
„Schon Anfang Oktober, während die meisten Kinder noch Kastanien sammeln, durfte ich die ersten fast 40 wunderbaren Weihnachtskarten im AWO- Kindergarten abholen“, erzählt Eva Klingenberg, Vorsitzende der Litauen-Hilfe ,von ihren Erlebnissen. Eigentlich wollte sie den Abholtermin für November ausmachen, aber da waren die Karten schon fertig. Ein bisschen komisch sei es für die Kinder schon gewesen, so früh Weihnachtskarten zu gestalten, aber die Erzieherinnen berichteten, dass alle viel Spaß dabei hatten.
In der Maria – Ward – Realschule wurden Klingenbergs Tochter Lucia und deren Freundin Marie Mitte November „spontan verpflichtet“, einen kurzen Vortrag über die Kinderhilfe Litauen an ihrer Schule zu halten. „Beide hatten große Freude dabei und auch wirklich viel zu erzählen“, weiß die Vereinsvorsitzende. Lehrerin Ulrike Neumair berichtete ihr später, „ die Klasse 5A hörte gespannt zu und gestaltete wunderschöne Weihnachtskarten.“
Als Klingenberg im BRK – Kindergarten Lummerland in Mühlried die Karten abholte, hatten die Kinder ein hawaiianisches Weihnachtslied einstudiert, um den litauischen Kindern eine Freude zu machen: „Echt toll“, findet Eva Klingenberg. Und im Kindergarten Sankt Wolfoldus in Hohenwart war sie ebenfalls ganz begeistert vom Engagement der Kinder: “Das waren richtige Weihnachtsbücher, die dort gestaltet wurden.“
In der Grundschule in Schiltberg war Wilfried Seemann dabei. „In der Aula warteten viele interessierte Kinder, die uns mit ihren Fragen gelöchert haben“, berichtete Klingenberg, „es wurde uns von Herzen gewünscht, dass wir bald wieder mit einem richtigen LKW nach Litauen fahren können“. Die Kinder fragten, ob der Spediteur durch Kriegsgebiet fahren muss, um die Weihnachtskarten abliefern zu können, wieviele Kühe es in Litauen gibt, ob die Preise dort auch so gestiegen sind und wieviel man dort verdient. 123 Karten nahmen Klingenberg und Seemann dort mit, so auch eine, auf der ein Mädchen einen Weihnachtsgruß in litauisch aufgeschrieben hatte – „Respekt“, sagt Eva Klingenberg da nur.
Im Kindergarten Sonnenschein in Hohenried machten sich Sven und Eva Klingenberg mit Wilfried Seemann gemeinsam auf den Weg zur Abholung. Hier hatte sich auch der Ingolstädter Regionalsender angemeldet, um einen Fernsehbericht zu erstellen. „Die Kinder waren anfangs sehr aufgeregt“, erzählt Eva, „aber sie haben es ganz wunderbar gemacht“. Auf die Frage des TV Reporters, was die Kinder denn für Wünsche mit auf den Weg geben würden, meinte der kleine Valentin ganz spontan: „Ganz viel Lego!“
Zum ersten Mal war heuer der Kinderhort Leuchtturm bei der Aktion dabei. Die Kinderpflegerin Sadia Oudo hatte mit den Kindern ein paar sehr aufwändige 3-D – Karten gebastelt – davon soll jede der Einrichtungen in Litauen eine bekommen: „Die können sie dort für alle Kinder sichtbar unter den Weihnachtsbaum stellen“, war Eva Klingenbergs Vorschlag. Zunächst hätten sie etwas Besonderes machen wollen, erzählte stellvertretende Hortleiterin Petra Schlagbauer, „aber als wir gehört haben, dass insgesamt 600 Karten gebraucht werden, haben wir zu einer einfacheren Drucktechnik gewechselt. „Immerhin 30 Karten sind hier ganz kurzfristig fertig geworden.