Reisetagebuch Weihnachtstransport 2015
Bericht und Bilder von Eva Klingenberg
Der Name der Autobahn im Osten, über die wir fahren, trägt übrigens den schönen Namen ‚Autobahn der Freiheit‘.
Unsere Reiseroute:
Erste Reise-Etappe
Bis hierher waren wir der A9 München – Berlin über Nürnberg, Bayreuth, Hof bis zum Autobahnkreuz Rippachtal gefolgt. Dabei querten wir Orte mit lustigen Namen wie Schauenstein und Lederhose im sächsischen Burgen- und Heideland.
In Osterfeld, zwischen Weimar und Leipzig, gönnten wir uns die erste Kaffeepause in der Autobahnraststätte.
Danach fuhren wir weiter die A9 bis zum Autobahnkreuz Rippachtal. Hier führte uns die Bundesautobahn 38 bis zum Autobahndreieck Parthenau – und weiter ging’s auf der A14 zwischen dem Markkleeberger und dem Störmthaler See hindurch, über die Mulde und die Elbe, vorbei an Grimma und Dresden bis zum Dreieck Nossen. Ab da begleitet uns die A4 vorbei an Bautzen bis zur polnischen Grenze bei Görlitz, das auf polnischer Seite Zgorzelec heißt.
Wir kamen an Breslau (Wrozlaw), Lodz und Warschau vorbei bis zur Grenze nach Litauen bei Augustonow.
Der 40-Tonner hatte morgens um ca. 4 Uhr eine Reifenpanne – im Regen – und so waren die Armen 2 Stunden hinter dem Fahrplan zurück.
Mitarbeiter von links nach rechts: Richard Floss, Ingrid Schmied und Diether Brandt.
Nach mehr als 17 Stunden Fahrtzeit und ca. 1400 km sind wir reichlich erschöpft. Eine so lange Fahrt ist schon eine besondere Herausforderung. Gott sei Dank konnte ich immer wieder ein wenig schlafen ….
In unserem Hotel in Marijampole gönnten wir uns ein wohlverdientes Feierabendbierchen.
1. Dezember 2015: Wir besuchen die Dorfschule in Zelsva
Die Kinder haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und für uns einen wunderbaren Empfang vorbereitet.
Die Kinder halfen begeistert beim Ausladen – trotz Regen, Graupel und Kälte. Ein Junge fällt hier besonders positiv auf. Ob er einen Karton oder den Bauer Racer der Firma Bauer in Schrobenhausen trägt – er ist mit Feuereifer dabei.
Zuerst mussten wir im LKW umladen, um an die Paletten heranzukommen, die uns die Firma Hipp in Pfaffenofen/Ilm für die Dorfschule Zelsva gespendet hat.
Alle halfen so fleißig mit, dass die erste Palette bereits abgeräumt war bevor die zweite abgeladen wurde. Super !
Beim Umladen des LKW konnten wir auch den Übeltäter der ersten Nachtpanne besichtigen. Das hätte böse ins Auge gehen können. Wir sind froh und dankbar, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Anschließend waren wir wieder zu einer wunderbaren Veranstaltung im [renovierten Turnsaal der Dorfschule] eingeladen. Die Kinder haben so wunderschön getanzt und gesungen. Die Deutschlehrerin Kristina hat für uns die Ansprachen übersetzt.
Anschließend durften wir ihnen die heißersehnten Geschenktüten überreichen. Besonders aufgeregt waren die Kleinsten.
Die Kinder der Schusterbergsiedlung haben durch ihren [fantastischen Verkauf alkoholfreier Cocktails] 78.- € für die Dorfschule Zelsva gespendet. Diesen Betrag habe ich der Rektorin Lina übergeben. Die Kinder hatten sich gewünscht, dass für das Geld Bälle angeschafft werden. Lina zeigt uns ihre Wahl im Katalog. Sie wird Fotos schicken, wenn die Bälle angekommen sind.
2. Dezember: Besuch beim Bürgermeister und Weiterfahrt nach Kaunas
‚Dankehrung an Eva und Sven Klingenberg – herzlichen Dank für Ihre sinnvolle Tätigkeit bei der Organisation ‚Kinderhilfe Litauen‘, Ihre Initiative und Güte hat wichtige Probleme der Schule zu lösen geholfen.‘
Die zweite Bürgermeisterin Irena Lunskienė hat sehr schöne Worte gefunden :
‚Unsere Freundschaft ist wie eine Brücke zwischen unseren Ländern und ich hoffe, dass diese Verbindung immer bestehen bleibt !‘
Das Interview hierzu finden Sie [hier] ….
Der LKW musste anschliessend noch einen Ersatzreifen besorgen und wir fuhren im VW Bus gleich nach Kaunas.
Ca. 62 km ist Kaunas von Marijampole entfernt – und wir haben nun insgesamt ca. 1500 km Fahrt hinter uns.
Liebe Grüsse aus dem sonnigen Kaunas – wo wir übrigens wieder als ‚Santa Claus‘ im Hotel begrüsst wurden.
2. Dezember 2015: Im Heim für mehrfach behinderte Kinder in Kaunas
Der 2. Therapie-/Arbeitsraum ist nun auch fertig. Ist er nicht wunderschön geworden ? Die Kinder fühlen sich sehr wohl darin und halten sich dort gerne auf. Ein Vergleich gefällig ? [Projekte – Kinderheim Kaunas – 2. Therapieraum]
Abends dürfen nun Frau Nikolaus und Onkel Gerhard mit den Mitarbeitern eine wunderschöne Feier erleben und den Kindern Geschenke überreichen.
Die unmittelbar geäußerte Freude der Kinder und die Liebe, die sie uns schenken, ist etwas ganz Besonderes. Ein Junge umarmte mich sehr lange und so fest, dass mir der Bart verrutschte.
Hier die Bilder von der schönen und liebevoll gestalteten Feier …
3. Dezember 2015: Klaipeda – Kindergarten Radastele
Damit wir in Klaipeda alles in der richtigen Reihenfolge im Lkw haben, müssen wir noch umladen – im Regen ….
Und hier sind wir wieder auf der Fahrt für weitere 214 km und 2 Stunden reine Fahrtzeit – ich erst am Steuer und dann bei einem Powernapping. Die Reise ist sehr anstrengend und der Schlaf Mangelware ….
Im Kindergarten Radastele in Klaipeda werden wir begeistert empfangen. Leider war es bei den Lichtverhältnissen sehr schwer, wirklich gute Fotos zu machen. Wir bitten, die teilweise schlechte Qualität zu entschuldigen – aber ein paar Eindrücke will ich doch weitergeben.
Die Kleinen warten schon sehnsüchtig auf die Bescherung und als es endlich so weit ist, leistet Frau Nikolaus Schwerarbeit – die Kids stehen Schlange
4. Dezember 2015: Klaipeda – Kinderkrankenhaus und Seniorenheime
Hier ein paar Eindrücke aus dem Kinderkrankenhaus – so schön, die Freude ! Und eine ganz besonders goldige kleine Patientin …
In Klaipeda sind wir nach dem Kinderkrankenhaus noch zu einer neuen Station gefahren – einem Heim für Babys und Kleinkinder, die entweder keine Eltern mehr haben, oder von ihren Eltern dort abgegeben wurden…viele sind krank oder behindert, die Eltern sind Alkoholiker/Drogenabhängige. Es war so ergreifend, erschütternd, schön, belastend … Ich war dort wieder Frau Nikolaus und die Kids wollten mich gar nicht mehr gehen lassen …
Sie haben sich auf die Weihnachtstüten gestürzt, alles ganz genau betrachtet, 2 Jungs haben genüsslich und genießerisch ihre Smarties geknabbert …
Ausra, die Leiterin, hat gesagt, sie hat die Freude in den Augen ihrer Kinder gesehen und wenn ihre Kinder glücklich sind, ist sie auch glücklich.
Das war eine sehr anstrengende Woche und wir sind alle erschöpft. Aber es überwiegt die Erleichterung darüber, dass unsere Tour so gut verlaufen ist. Wir alle wünschen uns sehr, zu Nikolaus zuhause sein zu können – vor allem ich, weil meine kleine Tochter Lucia schon sehnsüchtig auf mich wartet und ich auf sie ….
Jetzt heißt es hoffen, dass wir einen Platz auf der Fähre von Klaipeda nach Kiel bekommen. Es scheint aussichtslos, aber wir finden die Telefonnummer eines deutschen Mitarbeiters der Fährgesellschaft DFDS, der für die Fracht zuständig ist. Ihn haben wir regelrecht belagert und belabert, wenigstens den 40-Tonner (16,25 m lang) mitzunehmen.
Nach ein paar Stunden dann der erlösende Anruf : wir dürfen alle mit, juchhu
5. und 6. Dezember – Die Heimreise
VIELEN DANK FÜR EURE HILFE , GEDULD UND EINSATZBEREITSCHAFT UND UNSERE GEMEINSAME ZEIT
Vorne von links nach rechts:
Ingrid Schmied, ich, Helmut Fischer, Gerhard Schwaak
Hinten stehend von links nach rechts:
Richard Floss, Michi Bauer, Diether Brandt
Wir sind dann zum Glück um 7 Uhr heute früh in Kiel angekommen, statt gestern Abend um 19 Uhr und geben jetzt Gas, damit ich rechtzeitig zuhause bin, wenn mein ‚Kollege‘, der Herr Nikolaus zu uns nach Hause kommen wird.
Es wird sehr knapp, denn aufgrund der vielen Fracht auf der Fähre können wir diese erst um 8.30 Uhr im VW-Bus verlassen und ab dem Hafen Kiel liegen noch 842 km vor uns…