Die Kinderhilfe erfährt oft und unerwartet Unterstützung, auch aus der Ferne
Verein ohne Grenzen
von Heidrun Budke Schrobenhausener Zeitung 31.08.2021

Hohenried – Im Schrobenhausener Land ist die Kinderhilfe Litauen seit über 25 Jahren eine feste Größe. Die Weihnachtstransporte in den baltischen Staat sind ein Fixpunkt im Vereinskalender. Zudem werden regelmäßig nachhaltige Projekte in den sozialen Einrichtungen in Kleipeda, Kaunas und Zelsva umgesetzt. Dabei hat der Verein viele Unterstützer und manche kommen nicht aus Schrobenhausen.
„Vor kurzem hat mich Mary Leistle angerufen“, erzählt Eva Klingenberg, die Vorsitzende der Kinderhilfe Litauen und Tochter des inzwischen verstorbenen Vereinsgründers Manfred Schwaak. „Die bekannte Schrobenhausener Malerin kennt meine Eltern von früher“, weiß Klingenberg. Leistle fragte an, ob sie dem Verein einiger Kinderbilder für Litauen schenken darf: „Diese hat sie 2009 für die beiden Söhne ihres Neffen gemalt und dort hingen sie nun zehn Jahre lang“, kennt Klingenberg die Geschichte dieser Gemälde. Inzwischen sind die Jungen zu groß für diese Motive und Leistle kam auf die Idee, ob Eva Klingenberg die Bilder nicht nach Litauen mitnehmen möchte. „Da hat sie natürlich offene Türen eingerannt“, freut sich die Vereinsvorsitzende, „die farbigen Gemälde sind ideal für die Sonderschule in Kaunas mit ihren langen grauen Gängen – perfekt.! Außerdem gab Leistle Puppen dazu, die bisher in ihrem Wohnzimmer saßen, denn dort soll ebenfalls neu dekoriert werden.
„Weil sie sich doch schwer getrennt hat, habe ich Fotos von allem gemacht und werde ihr diese vorbeibringen“, sagt Klingenberg.
Manchmal kommt Unterstützung aus der Ferne
So wie der Kontakt zu Mary Leistle entstammen viele aus der Zeit, als Eva Klingenbergs Vater Manfred den Verein in Schrobenhausen bekannt machte. Bis heute gibt es zahlreiche tatkräftige Förderer in der Region, zum Beispiel die Kindergärten und Schulen, die die Gestaltung der Weihnachtspost übernehmen, der Frauenbund oder die Rotarier, den Lkw-Fahrer Josef Stegmayr oder den Busfahrer Josef Mahl – um nur einige auf der langen Liste zu nennen. Eva und Sven Klingenberg sind sehr stolz darauf und ebenso dankbar, auf so viele Helfer vor Ort zählen zu können. Und manchmal kommt Unterstützung überraschend aus weiter Ferne.
So erzählt das Ehepaar von einem Vereinsmitglied aus Bremen: „Alexander Grauer ist Russland-Deutscher“, weiß Eva und Sven kennt die Geschichte, wie der Bremer zur Kinderhilfe kam „Die ursprüngliche Idee war, dass er sich selber im Baltikum engagieren und dafür einen gemeinnützigen Verein gründen wollte.“ Auf der Suche nach Informationen kam er auf die Homepage der Kinderhilfe: „Er wollte gleich mit uns dort hinfahren und ein Haus bauen“, ist Sven von der Tatkraft beeindruckt. Dann wurde Grauer Mitglied.
Vor einigen Jahren gewann der Verein ein Mitglied in Österreich: „Mantis Bandonis – ein Litauer, der in Österreich lebt“, sagt Sven Klingenberg. Irgendwann kam ein Mitgliedsantrag per Mail: „Wir haben zurückgeschrieben und er hat gemeint, er findet es sensationell, was wir machen und das Mindeste, was er tun kann, sei, und als Mitglied zu unterstützen.“ Auch konkrete Hilfsangebote erreichen den Verein: „Eines Tages rief ein circa 30-jähriger Mann aus dem Hamburger Raum an, der sich als LKW-Fahrer angeboten hat“, erzählt Sven. Der Hamburger hatte den Aufruf auf der Vereinshomepage gefunden: „Wir haben telefoniert und Witze darüber gemacht, dass die Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsstätte lang wären“, lacht Sven Klingenberg und ist sicher, dass das Angebot ernst gemeint ist: „Er würde den schwereren Weg gehen, wenn wir ihn brauchen.“
Spende von einem Pianisten aus dem Flugzeuge
Sogar bei der Arbeit entwickeln sich Kontakte. Eva Klingenberg ist Stewardess und erzählt: „Ich hatte einen Passagier an Board, der ist Pianist.“ Als sie fragte, wo sie ihn spielen hören kann und ihm als Kontaktinfo die Visitenkarte von der Kinderhilfe gab, fand er das interessant: „Kurz drauf kam ein Päckchen mit zwei seiner CDs und einer Karte, dass er soeben an die Kinderhilfe gespendet hat“, ist Eva bis heute überrascht.
Eine Geschichte bleibt dem Ehepaar besonders in Erinnerung: Für den Transport der Weihnachtskarten wurde im vergangenen Jahr eine Spedition aus Litauen beauftragt. Der litauische Fahrer kam zu den Klingenbergs nach Hause, um die vier Pakete abzuholen: „Dieser Fahrer hat die Päckchen eingeladen und wusste gar nicht, was er eigentlich abholt“, sagt Sven Klingenberg. Die beiden Männer kamen kurz ins Gespräch über die besondere Weihnachtsaktion. Da war der Fahrer so gerührt“, erinnert sich Sven Klingenberg, „er stand an seinem LKW und ihm ist eine Träne runtergekullert – das war sehr bewegend, der Mann war so erfüllt in dem Moment. Er fand es schön, dass er an der Aktion teilhaben kann.“
Eva und Sven Klingenberg wissen, dass der Verein nur durch die vielen, langjährigen und engagierten Mitglieder aus dem Schrobenhausener Land machbar ist. Gleichzeitig freuen sie sich, wie weit manchmal die Grenzen werden. Die beiden sind dankbar für die vielen schönen Momente, die die Arbeit des Vereins auch für sie selber besonders wertvoll machen. SZ